Und wieder früh raus, um die Fähre nach Picton zu kriegen. Es fällt uns nicht schwer, denn wir haben noch eine verschobene innere Uhr, und es ist herrlich, in der aufgehenden Morgensonne am Pier entlang zu gehen. Die Überfahrt ist so malerisch, dass die 4-stündige Überfahrt wie im Flug vergeht. Als wir Wellington verlassen, werden aus den großen modernen Bürokomplexen des in der Mitte der halbmondförmigen Bucht gelegenen Stadtzentrums immer kleinere und verstreutere süße Häuschen, die umgeben von Bäumen und viel Grün an den Hängen zu kleben scheinen. Bevor es dann nach Picton geht, fährt man etwa eine halbe Stunde in eine Art Fjord hinein. Das Wasser ist türkis und klar, die Hügel zum Teil bewaldet, zum Teil weich grün und in den tausend kleinen Buchten sind tausend kleine Strände mit tausend kleinen Häuschen und tausend kleine Anlegestege mit Motorbooten oder Jetskis. In Picton wartet der KiwiRail-Zug auf uns, das Gepäck geben wir auf und dann geht es auch schon auf die 5,5-stündige Fahrt nach Christchurch. Im Zug bekommen wir Kopfhörer, mit denen man sich nicht etwa Musik, sondern interessante Informationen zur jeweiligen Gegend, durch die wir gerade fahren, anhören kann. Oder man lässt sich in dem ersten Wagen, welcher links und rechts offen ist, den Fahrtwind um die Haare wehen und bestaunt die vorbeirauschende Landschaft. Es ist eine ganz andere Erfahrung, den Pinienwald oder das Meer zu riechen, wenn man mit dem Zug an ihnen vorbei fährt. Hasen rennen ängstlich in ihre Bauten als wir an Wiesen vorbeifahren und auch Schafe und Kühe suchen das Weite. Wir sehen große Greifvögel, exotische Enten, die fast so groß wie Gänse sind, Perlhühner mit knallroten Köpfen und als Krönung an der rauen Pazifikküste, an der wir über 120km weit entlang fahren, Robben und Pinguine auf den Felsen sitzen. Es ist Wahnsinn und mit keiner Zugfahrt zu vergleichen, die wir je gemacht haben. 

Christchurch im Gegensatz dazu ist alles andere als schön. Die Stadt wurde im Februar 2011 von einem Erdbeeben zu großen Teilen zerstört und in der Innenstadt gibt es heute noch ganze Straßenzüge, die komplett gesperrt sind. Wir sind vollkommen ahnungslos in die Stadt gekommen und lediglich durch einen netten Shuttlebusfahrer aufgeklärt worden, der uns kostenlos zum Hostel brachte und nebenbei die Ausmaße des Erdbebens zeigte. Ganze Straßenzüge sind gesperrt und Gebäude mit Containermauern gestützt, um den Einsturz zu verhindern. Es ist also eine halbe Geisterstadt und nicht sehr ansehnlich. Ein Abend reicht also, um sich einen Eindruck zu machen und gerade mit so vielen aufregenden Sachen, die noch vor uns liegen und zuverdammt wenig Zeit, alles  zu schaffen (4,5 Tage) können wir es kaum erwarten, morgen das Auto zu holen und loszudüsen...