Queenstown

 

Die Autofahrt von Christchurch nach Queenstown musste aufgrund der stark begrenzten Zeit schnell gehen, war allerdings wieder traumhaft, was die Landschaften anging. Zeit ist in Neuseeland ein Muss, denn all die schoenen Dinge hier lassen sich nicht in Hektik geniessen. Lake Tekapo ist genau wie auf Bildern strahlend tuerkis, menschenleer und laed zum Spaziergang ein. Die suedlichen Alpen beeindrucken aus der Ferne und sind nicht weniger einladend, doch die Zeit hat uns alle Entscheidung abgenommen. Angekommen in Queenstown - der Stadt, in der man einfach alles machen kann, was Adrenalin ausschuettet - gibt es 1000 Angebote und Toni braucht keine 5min, um 2 davon noch vor unserem Check-in zu buchen. Die Big Swing am naechsten Morgen 8 Uhr und einen Overnight-Cruise in Fjordland. Der Nevis Swing ist die hoechste Schaukel der Welt mit 70m freiem Fall und 300m Pendelradius. Wir wurden mit einem LKW-Bus ueber Serpentinen durch Farmland kutschiert. Das monstroese Fahrzeug auf den viel zu schmalen Wegen hoch auf die Berge zu manoevrieren, war an sich schon Adrenalin ausschuettend... Angekommen in der Bergstation wurde nicht gross gezaudert - alle wurden (nicht unberechtigt) nochmal aufs Klo geschickt - dann schnell die Sicherheitsgeschirre angelegt und schon ging es vor auf die Bruecke. Die Gefuehle lassen sich eh nicht beschreiben, also schaut euch einfach das Video an :) 

 

http://www.ididit.co.nz/ididit/profile/34949?action=viewvideo&id=534105

Fjordland

 

Nach dem Sprung und dem mindestens anderthalbstuendigen Adrenalinrausch, ging es raus aus dem vibrierendem Queenstown, das niemals schlaeft in das verschlafene Te Anau. Ausgeschlafen und immernoch die Bilder und das Video vom Vortag geniessend, sind wir gemuetlich zur Bootsanlegestelle gefahren und haben am spaeten Vormittag die Reise nach Doubtful Sound mit der Ueberquerung von Lake Manapouri begonnen. Das Wetter war schlecht - alles war grau und leicht verregnet und bei der Ueberfahrt hat man genau nichts gesehen. Wir waren schon etwas enttaeuscht... Als wir vom Boot in einen Bus umstiegen, wurden wir jedoch von der sehr einnehmenden Busfahrerein Daz aufgeklaert. Im Jahr sind es hier 9 Meter Niederschlag im Schnitt und es regnet de facto immer. Dieses Stueck Neuseeland schafft es, einem alle 4 Jahreszeiten innerhalb von 24 Stunden darzubieten, ohne Hinweise, auf welche man sich einstellen muss. Daz hat uns permanent mit Informationen ueber Fjordland versorgt, waehrend es uns atemberaubend dargeboten hat, wie sehr es von Wasser ausgemacht wird. Es gab wirklich tausende Wasserfaelle in allen Groessen und Formen, die sich auf dem Granitgestein ihren Weg gebahnt haben. Nach 40 Minuten Busfahrt, waren wir am eigentlichen Schiff angelangt und selbst die Sonne hat sich ab und zu gezeigt. Die Landschaft ist maerchenhaft. Die Berge um uns herum sind bis zu 1200m hoch und mit Nebel umhuellt, der dafuer sorgt, dass kaum Licht hindurchkommt und waehrenddessen hoert und sieht man unzaehlige Wasserfaelle...Das Wasser ist komplett schwarz und der Naturguide erklaert, dass es sehr tief hier ist und wir auf einer Suesswasserschicht fahren, darunter aber Salzwasser ist. Es dauert nicht lange und das junge Team (im Schnitt maximal 35) beginnt zu wuseln und alles fuer eine Kajaktour vorzubereiten. Ich bin noch nie Kajak gefahren und das das erste Mal in einem Fjord mitten im Tasmanischen Meer zu tun, ist nur geringfuegig weniger aufregend als der Nevis Swing. Nach einer Stunde kajaken bin ich klatschnass vom Paddeln und vom kurzen Regen. Gerade in der Kabine in trockene Sachen geschluepft, kommt die Durchsage, dass es die Moeglichkeit zum Baden gibt. Alles also wieder aus und rein ins 12,5 *C kalte Wasser. In tief schwarzes Wasser zu steigen (nicht sehend und wissend, was unter einem ist) bei bei betaeubender Kaelte, ist eine Sache fuer sich. Zum Aufwaermen servierte die Crew eine Suppe und frisch gestaerkt und jegliches Geschirr wieder in Sicherheit gebracht, sollte es nun hinaus aus dem geschuetzten Fjord auf die raue Tasmanische See gehen. Die Wellen waren 3m hoch und draussen an der Reling zu stehen, kam einer Achterbahnfahrt gleich. Das Gefuehl vom freien Fall machte sich im Bauch wieder breit und hinzu kamen ein zwei unerwarete Salzwasserduschen. Die Stimmung an Board war fantastisch - nach dem Gekreische und Gejubel vom Auf und Ab kam absolute Stille beim Anblick der Sonne, die am Horizont durch die Wolken brach. Der Kapitaen machte den Motor aus und setzte die Segel und mit Salzwassergeschmack auf den Lippen ging es puenktlich zum Abendessen zurueck ins Fjord. Der naechste Morgen begann mit dem Starten des Schiffsmotors um 6:30 Uhr. Ein wirklicher Sonnenaufgang lies sich nicht ausmachen, da die Helligkeit von Vollmond und Sonne sich da draussen nicht viel nehmen. Der Schwerpunkt der zweiten Ausflugshaelfte war Geniessen. Wir sind in das malerischste Fjord gefahren, wo alle Turbinen ausgestellt wurden und ein Kamera-, Rede- und Bewegungsverbot ausgesprochen wurde. Jeder wurde aufgefordert an Deck zu kommen, sich seinen Platz zu suchen, seine Kamera wegzupacken und darauf zu warten, dass der Motor des Schiffes komplett schweigt. Ab diesem Moment durfte man nicht mehr herumlaufen, reden oder Fotos machen und das fuer 5 Minuten. Unglaublich wie lang und doch viel zu kurz das sein kann... Die Erfahrung das Fjord mit allen Sinnen wahrzunehmen, wurde durch das Trinken von Wasser frisch aus dem Wasserfall vervollstaendigt. Der Kapitaen hat das Boot unter eine kleine Hoehle manoevriert und unser Natureguide hat sich ohne zu zoegern mit einem riesen Topf voll darunter gestellt, um danach frisch gefiltertes Wasser an alle zu verteilen. Erstaunlich wie geschmacksneutral Wasser sein kann. 

Ein kleiner Exkurs

 

Neuseeland ist offensichtlich eine Insel. Nur ist es eine Insel 2000km entfernt von jeglichem anderen Festland. Das heisst, hier haben sich Spezien entwickelt, die es nirgendswo sonst auf der Welt gibt, und davon nicht wenige. Quasi 90% der hier lebenden Tiere sind einzigartig. Problem dabei ist, dass es bis auf 2 Fledermausarten keine Saeugetiere, sondern ausschliesslich Voegel in Neuseeland gibt. Und viele davon haben im Laufe der Zeit verlernt zu fliegen, weil sie es ja nicht mussten, da es keine Raubtiere gab. Als dann Europaeer die Buehne betraten, brachten sie natuerlich (gewollt und ungewollt) viele Tierarten von zu Hause mit. Ungewollt waren z.B. Ratten und Maeuse und gewollt waren Possums (Fellindustrie), Hasen (dito) und Rotwild (zum Jagen). Diese Tiere haben aber einen aeusserst katastrophalen Einfluss auf die hisiege Tierwelt, denn sie kommen leicht an Beute, wie kleine Voegel, Eier oder sind einfach im staendigen Wettbewerb um Bauten und Nahrung, wie Beeren und Gras. Das fuehrte dazu, dass heute schon 43% der heimischen Tiere ausgestorben sind. Und auch der Mensch selbst hat grossen Einfluss (wie ueberall auf der Welt) auf dieses fragile Oekosystem. Er holzt die Waelder ab, weil das Holz fantastisch brennt, schlachtet ganze Robbenkolonien fuer ihre Felle einfach ab, brennt Wald nieder, um Doerfer und Staedte zu bauen und beraubt somit die Natur um ihre Vielfalt.

Man ist sich dessen hier sehr bewusst, es wird recyclet, gibt Sanctuaries (Schutzgebiete) und Oekotourismus - alles sehr modern und reflektiert. Doch ist der Prozess leider nicht wirklich aufzuhalten und haengt wie sooft an der leidenschaftlichen Arbeit einzelner. Die Tour war sehr emotional und hat uns durch kompetente Guides gezeigt, wie schoen Neuseelands Natur ist und wie man verantwortungsvoll mit ihr umgehen kann, aber auch wie fragil und dem Untergang nahe das ganze System ist, was uns zum einen gefreut hat, weil man sich fuer den bewussten Umgang mit der Schoenheit der Natur entscheidet, aber auch sehr traurig gemacht, weil der Schaden schon immens ist. Mit Eintrittsgeldern wird nahezu immer der Wiederaufbau (Ursprungszustand der Natur) finanziert, was einen nicht lange ueberlegen laesst, ob man die Tour machen sollte oder nicht. Abgesehen vom guten Zweck macht das Reisen hier einfach Spass. Familien mit Kindern haben grundsetzlich Vorrang beim Essen und beim Boarden, man bekommt in Vortraegen und fast unbemerkt nebenbei Informationen ueber alles, was man sieht. Die Gruppengroessen sind bedacht, das Boot hat Segel und die Strecke wird unter Beruecksichtigung der Tiere genutzt (Lautstaerke gedrosselt, Uhrzeiten beruecksichtigt etc.). Ein staendiger Kompromiss zwischen Mensch und Natur.....

 

 

Dunedin & Otago Halbinsel

 

Nachdem wir eigentlich den gleichen Weg ueber Queenstown zurueck fahren wollten, den wir gekommen sind, haben wir uns doch aufgrund der vielversprechenden Infos von Einheimischen und dem Reisefuehrer hinreissen lassen, ueber Dunedin zu fahren. Das war zwar wieder ein Umweg, aber auch der hat sich richtig gelohnt. Dunedin ist eine kleine suesse Studentenstadt und Cafe-Metropole, was an sich schon sehr cool ist. Aber es hat auch eine vorgelagerte Halbinsel namens Otago, die eine Vielzahl seltener Tiere bietet. Um dorthin zugelangen, schlaengelt man sich ueber 30km die Kuestenstrasse entlang, die schon ziemlich schmal werden kann bei Flut. Wir haben am Abend, an dem wir ankamen, kleine blaue Pinguine von ihren taeglichen Jagdzuegen vom Meer an den Strand kommen sehen. Die Einheimischen nennen sie Maerchenpinguine, weil sie so klein und suess sind. Sie kommen wenn es dunkel wird an den Strand, wobei sie ganz schnell aus dem Wasser stolpern, ueber Steine springen muessen, die so gross sind wie sie selbst um dann ganz schnell mit ihren kleinen Stummelbeinchen ins Gebuesch zu wackeln. Zucker!!! Vorher haben wir uebrigens noch einer Robbe beim abendlichen Chillen zugeschaut. \

Die Nacht schliefen wir auf einer Farm mit 3 alten neuseelaendischen Krankenschwestern, die ziemlich rassistisch waren und uns im TV-Room ein Ohr abgekaut haben :) um dann am naechsten Morgen eine Tour in einem 8-wheel-drive, das auch im Wasser treiben kann, zu Robben- und Pinguinkolonien zu machen. Die Beschreibung der Tour hatte nicht erwaehnt, dass man nur unter koerperlich optimaler Verfassung teilnehmen kann. In diesem quadaehnlichen Fahrzeug musste man sich sehr gut festhalten koennen, um nicht herauszufallen, waehrend man absolut off-road (Schlagloecher kann man es nicht nennen - eher Schlagrinnen) ueber Farmgelende fuhr. Man bekam vorab ein Regencape, was schon vermuten lies, dass man nicht trocken blieb, obwohl strahlender Sonnenschein war. Wir hatten sehr viel Glueck und sahen 4 Monate alte Babyrobben in Felspools spielend schwimmen lernen sowie die viertgroessten Pinguine der Welt (nach den kleinsten, den blauen), die Gelbaugenpinguine. Ueber uns kreisten indess Albatrosse und einheimische Falken und Habichte. 

Nach genau genommen 4 Kaffees in Dunedin direkt bei Live-Musik ging es dann zurueck nach Christchurch, wo wir am naechsten Morgen um 6 das Flugzeug nach Singapur nehmen mussten...