Exkurs Palmöl:

Wir haben schon erwähnt, dass man, reist man durch Malaysia (und wahrscheinlich bietet sich in ganz Südostasien kein anderes Bild), zum Großteil an Palmölplantagen vorbeifährt. Im Reiseführer von 2006 kann man bereits lesen, dass 60% des Regenwaldes zerstört sind und nur 5% des Landes unter Naturschutz stehen. Ich denke, jeder weiß, was das für die hiesige Tier- und Pflanzenwelt bedeutet, obwohl es einem erst so richtig bewusst wird, wenn man tatsächlich hier ist und diesen Reichtum und diese Vielfalt erleben darf. Es ist spannend, all die Tiere in freier Wildbahn zu erleben, die man sonst nur im Zoo im Käfig sieht. Es gibt so viel von allem und die Natur ist hier so stark, wie nirgends sonst. Der Dschungel wuchert und ist man nicht permanent hinterher, ihn im Zaum zu halten, holt der sich innerhalb kürzester Zeit das zurück, was ihm genommen wurde. Die Menschen hier kennen das nicht anders und ohne sie in Schutz nehmen zu wollen, ist es doch verständlich, wenn sie verschwenderisch mit vielem umgehen, besonders wenn man die Armut bedenkt, in der viele leben. Das Problem ist nur die Endlichkeit aller Dinge und so kann selbst der unbezwingbare Dschungel nicht alle Wunden verschmerzen. Was hat das Ganze nun mit den Plantagen zu tun? 

Sie fassen das Dilemma, in dem sich alle Menschen dieser Welt befinden, sehr kompakt zusammen. Palmöl ist Wirtschaft, Wirtschaft ist Geld und das heißt für dieses arme Land Arbeit, Aufschwung und bessere Lebensverhältnisse. Scheiße nur, dass es für die hier lebenden, auf der Welt einzigartigen Tiere und Pflanzen genau das Gegenteil heißt. Die Einheimischen erklären uns, vor langer Zeit hatten wir viele Holzfäller, die den Dschungel zerstört haben, um Häuser bauen zu können und Brennholz zu haben. Und zwar nicht nur hier, sondern auch in China, Europa etc. Man hat erkannt, dass das schlecht ist und aufgehört, zu roden. Nun gab es sehr viel Brachfläche und die Regierung hat entschieden, darauf Palmen anzupflanzen, um die Wirtschaft zu stärken. Oh nein, wir haben einen Fehler gemacht, na dann machen wir das Beste daraus. Arschlecken, das glaubt doch keiner. Es wird immer noch Wald für Plantagen niedergemäht und riesige Staudämme für Aluwerke gebaut, obwohl genug Aluminium im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße liegt. Recycling, was ist das? Man sieht es doch, wo man hinschaut! Der viel gelobte untere Kinabatangan-Fluss, der die letzten Orang-Utans und noch einige andere Arten beheimatet, die ernsthaft vom Aussterben bedroht sind, ist nicht viel mehr als ein mit Palmplantagen umsäumtes kleines Mekka für Naturfetischisten wie uns. Ja es gibt hier noch jungfräulichen Dschungel (2000 Hektar), nur wird das Bild leicht getrübt, wenn man wieder einmal 3h an Palmen vorbeifährt, bevor man auch nur in die Nähe von Urwald kommt. Es müsste umgekehrt sein. Am liebsten möchte man gleich umdrehen, nach Hause fahren und heulen.

Wie soll man damit umgehen, wenn einem die Wahrheit dieser riesigen Umweltsünden tagtäglich voll in die Fr... geschlagen wird. Als Europäer bzw. Wohlstandsbevölkerung haben wir einen entscheidenden Vorteil: wir müssen keine Entscheidung zwischen unserer Natur und der Ernährung unserer Familien treffen, sondern lediglich ob unser nächster PC ein Acer oder ein MacBook ist. Als Endkonsumenten haben wir auch Verantwortung! Hier vor Ort fühlen wir uns so machtlos, dass sich nur 2 Lösungen für uns ergeben. Entweder man wird fanatischer Umweltschützer und spielt Don Quichote (nur dass es hier keine Windmühlen, sondern viel größere mächtigere Gegner sind) oder man beginnt, das Erscheinen der Menschen auf der Erde als die größte aller Naturkatastrophen zu betrachten, einen Fehltritt der Evolution. Wir sind das stärkste aller Tiere, breiten uns auf der Welt aus wie Possums und Kaninchen in Neuseeland und nehmen uns schließlich unsere eigene Lebensgrundlage. Irgendwann wird uns unsere eigene Welt zu feindselig und wir sterben aus wie die Dinos. Das Gute daran ist, dass es dann vielleicht keine Tiger und keine Kiwis mehr gibt, aber die Evolution schon dafür sorgt, dass es weitergeht (auch ohne uns). Also entweder ist man Egoist ( wie wir gerade: alles genießen weil WIR es können) und versucht, das Beste für sich selbst daraus zu machen, bevor es einfach nicht mehr existent ist oder man denkt an seine Kinder, für die es sich lohnt, die Welt zu erhalten...keine leichte Wahl!! Aber hey, seien wir froh, denn wir haben wenigstens eine Wahl...