Wir lassen uns ja normalerweise nicht darueber aus, WIE wir von Ort zu Ort kommen, denn es ist nichts so Aussergewoehnliches. Man steigt in den vielleicht etwas weniger komfortablen Bus ein und ein paar Stunden und menschenfressende Schlagloecher spaeter wieder aus, das war's. Es sei denn, man nimmt einen Minibus. Und der Name ist hier Programm. Nur dass das Mini dabei nicht auf die Personenzahl, sondern lediglich die Fahrzeuggroesse bezogen ist. Man stelle sich einen Minivan, also einen 9-Sitzer vor, der erst losfaehrt, wenn er voll ist. Und "voll" heisst in Kambodscha randvoll. Aber von vorn: Um noch ein bisschen was anderes zu sehen und nicht wieder ein Moto zurueck zu nehmen, sind wir mit Mane, einer Weissen aus Simbabwe (eine Seltenheit bei 17 Mio Schwarzen : 20'000 Weissen) 2,5h mit dem Longboat flussaufwaerts gefahren. In Andoung Tuek angekommen, haben wir eine Stunde in lustiger Runde und leckerem Kaffee auf den Bus gewartet und Reiseerfahrungen ausgetauscht. Wir hatten uns schon gefreut, denn der Bus war super komfortabel mit 3 statt 4 Sitzen in einer Reihe. Nach einer Stunde wurden wir dann aber auch schon abgesetzt um umzusteigen und damit hatte die Freude ein Ende. Schon waehrend des Aussteigens wurden wir von einer Horde Einheimischer belagert, die uns Kraeuterbaguettes (hae?) verkaufen wollten. Und selbst als wir ihnen verstaendlich machten, dass wir an ihren Waren nicht interessiert waren, standen sie in Gruppen um unseren Van herum und sind halb hineingekrochen, um mit uns zu reden und zu versuchen, uns zu beruehren (das scheint hier eine Art Mutprobe zu sein). Nach etwa einer halben Stunde waren wir dann sehr zuversichtlich, dass es langsam losgehen koennte, denn der Bus war voll. Wir haetten es besser wissen muessen...Eine weitere halbe Stunde und eine zweite Vanladung an Personen spaeter wurde nach hitziger Diskussion, ob nicht doch noch jemand auf den Radkasten passt oder nicht, endlich losgefahren und zwar in folgender Konstellation: Unser Minibus hatte 4 Reihen, sodass der Kofferraum quasi nicht mehr existent war. In den hinteren beiden Reihen sassen jeweils 4 Personen, das geht ja noch, lediglich eine Person zu viel. Bei der dritten Polsterreihe sind sie kreativ geworden und haben die Lehnen abgebaut, sodass man in beide Richtungen sitzen konnte und damit 8 Personen Platz fanden. Weitere 3 Menschen, darunter Steffi, "bequemten" sich auf den schmalen Streifen Radkasten hinter der Fahrerreihe und Toni quetschte sich zusammen mit einem Moench, einem Khmer und dem Fahrer in die vorderste Reihe. Einmal durchzaehlen bitte: 23 Menschen, ach ja und 2 Katzen plus Gepaeck. Dieses wurde, dank des nicht existierenden Kofferraumes, unter die offen gelassene Heckklappe gebunden und dabei hatten wir (im Gegensatz zu anderen Mitreisenden) lediglich unsere Rucksaecke und keinen halben Marktstand dabei. 

Geparkt wurde per Stein vorm Rad, die Scheibe hatte mehr gerissene Flaechen als intakte und die Tueren liessen sich nur von aussen oeffnen, was aber keine Problem war, denn die Fenster gingen eh nicht mehr zu. Also auf in das 1,5-stuendige Vergnuegen kambodschanischer Transportgewohnheiten.

Kampot und Umgebung

 

Angekommen in Kampot trafen wir auf Angel, eine etwa 60-jaehrige Britin mit weissen kurzen Haaren, weissen Leinenklamotten, einem rosanem Schal und einem silbernen Nasenpiercing, der uns verriet, dass sie lange Zeit in Indien gelebt hat. Sie rettete uns vor der Belagerung der Taxifahrer und nahm uns kurzer Hand mit zu einem Guesthouse. Sie quasselte wie ein Wasserfall und gab uns quasi ie Stadtfuehrung on the way. Wir buchten direkt nach Ankunft 2 Touren, da die Stadt und ihre Umgebung allerhand zu bieten hat. Nach einer kurzer Erkundung der Riverfront und einem Abendessen mit Blick auf den Sonnenuntergang, haben wir den Tag ausklingen lassen.Am naechsten Tag sind wir direkt zur ersten Tour aufgebrochen ud die ging in den Bokor Nationalpark. Kampot war franzoesisches Besatzungsgebiet fuer fast ein Jahrhundert - das erklaert das Baguette. Neben der immernoch vorhandenen Kolonialarchitektur in der Stadt, gibt es im Bokor Nationalpark ein altes Kasino, die alte Polizeistation, eine Kirche, den verlassenen Palast und eine ehemalige franzoesische Bergstation und ausserdem faehrt man 1 Stunde Serpentinenstrassen hoch um dann einen wundervollen Ausblick zu haben, wenn man ihn hat. Wir hatten ihn nicht, sondern Regen. Das alte Kasino ist ein Rohbau aus Beton, welcher gerade restauriert wird, an der Polizeistation sind wir lediglich vorbei gefahren, die Kirche wurde nur vom Van aus betrachtet, weil es wie aus Eimern geschuettet hat und der "Palast" war ein halbzerfallener Stahlbetonbau aus den 60ern mit Graffittis und 5 Restfliessen an der Wand und die Bergstation war auch nur ein weiteres verlassenes Gebaeude. Es gab noch einen Wasserfall an dem wir stoppten. In Relation zu Chi Phat schaffte er nicht mal das Qualifying fuer die Punkteskala. Zu allem Ueberfluss bauen reiche Vietnamesen und Chinesen mitten in den Dschungel einen riesigen Kasino- und Hotelkomplex. Das Bescheuerte daran ist, dass unten im Tal schon kein Dschungel mehr existiert und hier oben Gibbons und Hornbills leben und diese reichen Saftsaecke im Nationalpark den Wald niedermaehen, um Exklusivitaet zu geniessen. Das hat uns dann entgueltig den Ausflug vermiest, aber wenigstens hatten wir noch eine Sunset-Rivercruise vor uns. Hoert sich auch schoen an, aber am Ende sassen wir mit 10 weiteren Touris in einem wackeligen, lauten Longboat und fuhren 2h lang den Fluss hoch und runter (Kampot liegt etwa 4km vom Meer entfernt an einem Fluss) und sahen nicht einmal den Sonnenuntergang, weil wir 20 Minuten vorher wieder anlegten. Also ein kompletter Reinfall am ersten Tag. Der zweite konnte also nur besser werden.

Zum Fruehstueck gingen wir in ein kleines lokales Restaurant um die Ecke, was sich fuer die naechsten Tage als unser Stammlokal entpuppte. Die Mahlzeiten waren schlichtweg billig, lecker, taeglich wechselnd und die Besitzer eine Familie, die uns am Ende schon freundlich gruesste sowie den besten Tee der Stadt servierte - for free!! Gestaerkt starteten wir die zweite Tour, die uns als erstes zu einem Salzfeld brachte. Hier wird aus Meerwasser, das verdunstet, Salz gewonnen. Es gibt keine Maschinen, alles ist Handarbeit. Wenn man dann erfaehrt, dass ein 50kg Sack Salz lediglich $3-4 kostet, ist das schon ziemlich erschreckend. Aber gut, es gab keine Zeit darueber nachzudenken, denn schon sassen wir wieder im Minibus in Richtung Pfefferplantage. Der Pfeffer aus Kampot und Umgebung ist das einzige Produkt Kambodschas, das ein GI-Label hat. Es bedeutet, dass er eine geographical indication besitzt, wie beispielsweise Tulpen aus Holland oder Kaese aus Frankfreich. Aus einer einzigen Pflanze wird hier schwarzer, weisser, roter und gruener Pfeffer in unterschiedlichen Verarbeitungsmethoden hergestellt, wobei der gruene Pfeffer frisch gegessen werden muss und man dies am besten auf dem Crab Market in Kep tut. Nach einem kurzen Stop in einer kleinen Hoehle mit Fledermaeusen, fuhren wir auch direkt dorthin und assen Mittag. Es war zwar sehr teuer, aber jeden Penny wert, denn es war einfach fantastisch. Als letzten Stop fuhren wir mit einem Boot auf Rabbit Island zum Relaxen. Das hat uns dann auch so gut gefallen, dass wir direkt 2 Tage dort blieben und noch ein letztes Mal Strand, Palmen und Baden im Meer genossen. Alles in allem war die zweite Tour besser, aber auch nicht wirklich gut. Der Guide hatte seine Taschenlampe fuer die Fledermaushoehle vergessen, Wasser bekamen wir nur auf Nachfrage, obwohl es im Preis enthalten war und am Ende wurden wir nur von A nach B gefahren, hier guckt euch mal um, alles gesehen? Ok dann koennen wir ja weiterfahren. Lediglich die 2 Tage auf Rabbit Island waren mal wieder traumhaft und wir hatten das Glueck, Tonevath kennenzulernen, einen Kambodschaner, der ueber 20 Jahre in Deutschland gelebt hat und uns direkt in sein Haus in Stung Treng einlud. Tonevath hat gerade einen Freund aus Chicago zu Besuch und bereist mit ihm 4 Wochen Kambodscha und Laos. Wir haben kurz ueber unsere Plaene gesprochen, Reisedaten abgeglichen und eine Nummer ausgetauscht und schon war klar, wir sehen uns in einigen Tagen.