Bereits vom Flieger aus bot sich ein voellig anderer Anblick als Malaysia. Statt Palmen befanden sich Reisfelder ueberall, die Haelfte der Haeuser waren strahlend royalblau und was wir fuer Strassen gehalten haben, da sich die Haeuser rechts und links darum konzentrierten, entpuppte sich als Fluesse. Damit war das Hauptverkehrsmittel also auch geklaert.

Aus dem Flugzeug ausgestiegen, machten wir uns, genau wie ca. 400 weitere Reisende auf den Weg, das Visum zu beantragen, was laut Aussage des Reisefuehrers im Gegensatz zu anderen asiatischen Staaten recht unkompliziert sein soll. Das Prozedere war eindeutig umkompliziert, jedoch ziemlich bizarr...Am ersten Schalter bekam man den Pass abgenommen und man bezahlte dafuer, dass sie Passbilder machten, was genau genommen das Abfotografieren des Reisepassbildes war. Toni und ich warfen uns ein paar ziemlich nervoese Blicke zu, da es bei uns eine goldene Regel gab: niemals - egal wo - geben wir unseren Reisepass aus unseren Haenden. Es half nichts, wir mussten es tun und die anderen Reisenden taten es ja auch...Dann wurden wir mit der Aufforderung, am naechsten Schalter zu warten bis wir aufgerufen werden, geschickt, um dort zu bezahlen, was - fuer uns bis dahin nicht logisch - nur in US Dollar in bar zu machen ging. Am zweiten Schalter wurden wir dann mit Namen aufgerufen - mit kambodschanischem Akzent kein leichtes Unterfangen- jedoch hilfreich unterstuetzt durch das Zeigen des zu uns gehoerigen Reisepasses. Daraufhin bekamen wir unseren Reisepass und einen Zettel zurueck - Jippieh! Endlich wieder den Reisepass in den Haenden durften wir zur Passkontrolle, um Stempel zu bekommen, die ganze Seiten ausfuellten. Um einiges gelassener schlenderten wir durch das Flughafengebaeude zum Tauschbuero, wo wir aufgeklaert wurden, dass in Kambodscha mit Dollar und kambodschanischen Riel bezahlt wird, wobei Riel die Muenzen (Kleingeld) ersetzen. Dabei entsprechen 4000 Riel einem Dollar. Obwohl Kambodscha aermer ist als Malaysia, sind die Strassen hier sauberer und es gibt breite Gehwege. Alles war voll mit Taxis, Tuk Tuks (Mopeds mit Anhaenger fuer bis zu 4 Personen bzw 8 Kambodschaner) und Motos (Mopedtaxi fuer 1 Person bzw. 3 Kambodschaner). Mit einigen beruhigenden Worten an mich, ging Toni auch schon dazu ueber, den Preis einer Tuk Tuk Fahrt zu verhandeln. Ich warf einen letzten nicht zu langen Blick auf den Verkehr, setzte mich ins Tuk Tuk und bin trotz Skepsis ohne physische oder psychische Schaeden im Hostel angekommen.

Wir hatten fuer Phnom Penh nichts im Voraus gebucht, da praktisch genuegend Uebernachtungsmoeglichkeiten vorhanden sind. Angekommen im Hostel unserer Wahl, mussten wir leider feststellen, dass es auch die Wahl aller anderen und nicht ein einziges Bett mehr frei war. Nach kurzer Diskussion bekamen wir dann fuer die Haelfte des Preises den Abstellraum angeboten. Dieser war ca. 7qm gross, hatte einen Ventilator, zum Flur hin halboffene Glas- und Holzwaende und eine grosse Matratze. Geld gespart und fuer eine Nacht (und nicht mehr) auszuhalten. Das Hostel war mit einem Pool und einer chilligen Bar sowie tausenden Sitz- und Liegemoeglichkeiten ausgestattet und voll mit jungen Backpackern. Coole Konversationen liessen nicht lange auf sich warten und am Ende ass man gemeinsam die einheimischen Delikatessen - getrocknete Froesche, gegrillte Schaben, frittierte Taranteln und jeeeede Menge Fruechte. Am zweiten Tag machten wir uns auf, die Stadt ein wenig zu erkunden, wobei wir am Mekong entlang schlenderten und ueber den Central Market liefen. Uns war zwar bewusst, dass wir uns in einer Grossstadt befanden, haben jedoch nicht das dazugehoerige Land und seine Lebensbedingungen beruecksichtigt. Der zentrale Markt bestand aus 1000 Staenden, die neben anderen Dingen zum groessten Teil Essen anboten - tot UND lebendig. Anfangs noch etwas weniger eng fanden wir uns schnell im Fluss der Masse wieder, die aus Motos, Fahrradtaxis und unzaehligen Menschen bestand. Die Temperaturen, die Gerueche und unsere Tierliebe begrenzten den Aufenthalt drastisch...

Zurueck in Phnom Penh und zur zweiten Runde bereit waren wir leider ueber unserem Budget und hatten genug Sightseeing in Angkor gemacht, also liessen wir es ruhig angehen. Wir wollten uns eigentlich die Killing Fields anschauen, die Hauptattraktion in PP, aber nun liefen wir einfach ziellos durch die Stadt und liessen die Eindruecke auf uns wirken. Das einzig Sinnvolle war, dass wir endlich das Paket mit unseren langen Wintersachen zurueck nach Hause geschickt haben. Das Witzige ist, das wir vor dem Paket in Deutschland ankommen werden und dafuer auch noch ueber $30 gelatzt haben. Aber wat mutt dat mutt!!

Wir entdeckten dann, wie immer, eine coole Bar, die an diesem Tag Neueroeffnung feierte und sauleckere Burger und Bier fuer die Haelfte verkaufte, wenn das mal keine willkommene Abwechslung ist nach einem Monat Reis und Nudeln...Wir assen Mittag dort und nach einem kleinen Abstecher auf den Night Market liessen wir es uns nicht nehmen, auch zum Abendessen wieder ins Boomerang zu gehen. Dort angekommen waren alle Tische voll, Live-Musik wurde gespielt und wir wurden von Roger (indisch-amerikanischer Freund des neuen Besitzers) nach drinnen beholfen, wo Bier in Massen floss und wir uns inmitten einer netten Runde aus einem Inder-Malayen, einem Schweden und mehreren Khmerfrauen befanden. Wir tranken, lachten und bekamen Jasminkraenze und Komplimente geschenkt. Die kambodschanischen Frauen lieben blonde Haare und helle Haut, genauso wie Europaeer gerne bruenett und braungebrannt sind. Durch die Gespraeche haben wir einen viel besseren Einblick bekommen und eine Lektion gelernt. Wir kommen hier her, wollen ein schoenes Zimmer haben, eine Massage von Zeit zu Zeit, ueber den Markt schlendern und Fruchtshakes trinken und pikieren uns ueber dreckige Kinder, die auf den Maerkten aufwachsen, Fliegen auf dem Fleisch und halbtote Tiere, Gedraengel und Geschuppse und stinkende Motos ohne Kat. Wir erwarten unsere Standards zu Billigpreisen und vergessen dabei, wo wir sind. Wenn die Lebensstandards hier waeren wie in Europa, wuerde es auch kosten wie in Europa!! Und damit waere es nicht mehr Kambodscha...Mit diesem Bewusstsein sehen wir viele Dinge und darunter auch Phnom Penh ganz anders.